Am 4. September 2021 verstarb Jörg Schlaich im Alter von 86 Jahren in Berlin.
Er war einer der herausragenden Bauingenieure Deutschlands. Seit 1999 gehörte er der Akademie der Künste an, welche seinen Nachlass bewahrt.
An den Technischen Hochschulen in Stuttgart und Berlin absolvierte Schlaich zwischen 1953 und 1958 das Studium der Architektur und des Bauingenieurswesens. Studienaufenthalte am Case Institute of Technology in Cleveland, Ohio und seine Promotion an der Universität Stuttgart folgten bis 1962.
Als entwerfender Ingenieur war er für die Errichtung von Straßen- und Eisenbahnbrücken sowie zahlreichen Fußgängerbrücken, Fernsehtürmen, Glas- und Membrandächern und Hängekonstruktionen verantwortlich. Schlaich wirkte als leitender Ingenieur für die Planung und Errichtung des Seilnetzdaches über dem Sportgelände für die Olympischen Spiele 1972 in München. Zwischen 1971 und 1993 konstruierte und realisierte er die Vidyasagar-Brücke über den Fluss Hugli in Kalkutta. Ab 1974 bis zu seiner Emeritierung im Oktober 2000 war Jörg Schlaich Professor und Direktor des Instituts für Massivbau, später für Entwerfen und Konstruieren (heute: Institut für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren) an der Universität Stuttgart.
1980 gründete er zusammen mit Rudolf Bergermann das renommierte Büro Schlaich Bergermann Partner (sbp), Stuttgart, das bis heute weltweit Architekturbüros berät und innovative Technologien mit sozialer Baukultur verbindet. Daneben ist die Gewinnung von Energie aus erneuerbaren Ressourcen wie Solarenergie oder Strom aus der Wüste mit Aufwindkraftwerken ein Schwerpunkt des Büros. Über Jörg Schlaichs Wirken ist breit publiziert und sein Werk mehrfach ausgezeichnet worden, zuletzt mit dem Großen DAI Preis für Baukultur, 2012. „Jörg Schlaich“, so würdigt ihn Matthias Sauerbruch, Direktor der Sektion Baukunst, „hat in seinem Leben Großes geleistet und das Ingenieurbauwesen nicht nur in Deutschland um wesentliche Beiträge bereichert. Er hat sein Büro mit unvergleichlicher Expertise aufgebaut, das nun sein Lebenswerk mit Verve fortsetzen wird.“ Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied. Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste